Die
damals noch junge Sozialdemokratie erreichte bei
den Reichstagswahlen 1874 in Schleswig-Holstein
die absolute Mehrheit in zwei Wahlkreisen. Einer
davon war der Wahlkreis 9 (Oldenburg/Plön). Und
das, obwohl in Ostholstein die Gutsherrschaft vorherrschte
– oder gerade deshalb. Vieler dieser politisch
aufgeschlossenen Menschen hatten sich für die SPD
eingesetzt und sie auch kritisch begleitet. Im 1.
Weltkrieg hatten sie Deutschland verteidigt und
mit zunehmenden Kriegsjahren auch politische Friedenslösungen
gefordert. In der Frage der ständig neu zu bewilligenden
Kriegskredite spaltete sich die SPD 1917 in Mehrheitssozialisten
(MSPD) und unabhängige Sozialisten (USPD).

Erst 1922 vereinigten sich die beiden Parteien in Nürnberg
zur SPD. Da der SPD Ortsverein Bosau eine große
Fahne der USPD von 1919 besitzt , in die „Für Freiheit
und Recht“ eingestickt ist, wird dokumentiert, wie
politisch es damals in unserer Gemeinde zugegangen
war. Leider haben wir außer der Fahne nichts mehr,
das Auskunft geben könnte über die USPD, MSPD und
SPD. Für Hinweise, Unterlagen usw. wären die heutigen
Mitglieder des SPD-Ortsvereins Bosau daher sehr
dankbar. Natürlich wissen wir, dass von 1933–1945
die SPD verboten war. Aber überall im Lande wurden
Dinge, die die Sozialdemokraten betrafen, versteckt,
so wie auch unsere Fahne. 1947 wurde der SPD
Ortsverein Bosau gegründet oder können wir sagen,
der Ortsverein wurde wieder ins Leben gerufen, da
es ihn schon während der Weimarer Republik und vielleicht
auch schon im Kaiserreich gab? Wir wissen es nicht.
Wir haben auch keine Unterlagen über unsere politische
Arbeit hier in Bosau für die ersten Jahre seit 1947.
Das ist sehr schade, zeigt aber auch die Sorge und
Nöte der Menschen in der damaligen Nachkriegszeit,
die ihr Leben sichern mussten und keine Zeit zum
Schreiben von Protokollen hatten. Wenn wir uns erinnern,
hatte Bosau im Jahr 1939 2.432 Einwohner und im
Jahr 1946 5.876 Einwohner, also weit mehr als eine
Verdoppelung der Einwohnerzahl (2001 = 3.496 Einwohner
und 321 Personen mit einem Zweitwohnsitz), was zu
großen Problemen aller Art führte, und die nur in
Zusammenarbeit aller – auch mit den Vertretern der
politischen Parteien – angegangen werden konnte.
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Der Ortsverein und die Fraktion trauern um
Walter Hansen
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Am 6. Februar 2007 verstarb nach langer und schwerer Krankheit unser Fraktionsmitglied Walter Hansen. Er war kein SPD-Parteimitglied: er war ein guter Freund mit sozialem Gewissen, einer demokratisch menschlichen Grundhaltung und der Bereitschaft, sich immer für gemeinschaftliche Ziele einzusetzen ohne dabei den Einzelnen zu vergessen. Er erwarb Sympathie und Achtung durch seine Taten.
Walter war 1997 aufgrund seiner Kompetenz, seiner allgemeinen Anerkennung und seiner menschlichen Qualitäten von der SPD-Fraktion als parteiloser ordentlicher Wahlkreiskandidat für die Kommunalwahl 1998 nominiert und von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt worden. In der SPD Fraktion engagierte er sich als bürgerliches Mitglied. Er zog in die Bosauer Gemeindevertretung ein, wurde als Vorsitzender des Haushaltsausschusses für die Finanzsituation
der Gemeinde direkt mitverantwortlich – äußerst erfolgreich. Zur Kommunalwahl 2003 erhielt Walter Hutzfeld als eigenen Wahlkreis, er arbeitete im Hauptausschuss und im Wirtschafts- und Tourismusausschuss. Auch an den Lösungen zur Verwaltungsstrukturreform hatte er großen Anteil. Mit viel Einfühlungsvermögen gelang es ihm immer wieder Gemeinsamkeiten zu finden, wo andere keine Verhandlungsbasis mehr sahen. Bis ganz zum Schluss war es Walter ein großes Anliegen, weiterhin aktiv an den Gemeindevertretersitzungen
teilzunehmen.
Die Mitglieder der SPD-Bosau haben mit Walter Hansen einen sehr loyalen, verlässlichen und stets offenen echten Freund verloren. Wir trauern mit seinen Angehörigen und werden ihm ein bleibendes Andenken bewahren.
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